CDREPORT GEHÖRSCHUTZ
..Knitsch" - das ist so ziemlich das Letzte, was
man für eine ganze Weile hört .
..
der eigentlichen Otoplastik, die den Ge-
hörgang vollständig verschließt und des
Filters, das den durchgelassenen Rest-
schall „bearbeitet“. Im Aufmacher erken-
nen Sie diese beiden Teile im Größenver-
hältnis zu einer Euro-Münze. Da beide Be-
standteile durch genormte Fassungen mit-
einander verbunden werden, kann man
sich eine Otoplastik anfertigen lassen, die
man in unterschiedlichen Situationen -
etwa am Arbeitsplatz und in der Freizeit
- mit verschiedenen Filtereinsätzen ver-
wendet.
Diese Filter können jeweils eine von vie-
len verschiedenen Funktionskurven be-
sitzen und den Schall zum Beispiel - wie
bei den erwähnten F.lacin-Modellen - li-
near um einen bestimmten Dezibelwert
abschwächen. Typisch sind hier Größen-
ordnungen von 9, 15 und 25 dB, wobei
diese Zahlen lediglich Mittelwerte dar-
stellen. Die Filterkurve ist nicht wirklich
linear, sondern berücksichtigt
unsere
Lautheitswahrnehmung und begrenzt Hö-
hen stärker. Diese Frequenzen wirken bei
steigendem Pegel zunehmend nervig.
Andere Filter können die oberen M it-
ten sowie die Höhen begrenzen und sind
für die Arbeit mit Ketten- und Kreissägen
besonders geeignet, während man Zurufe
von Kollegen noch versteht. „Entschei-
dend ist da vor allem, dass man beim
Akustiker seine Vorstellungen klar äu-
ßert“, wie Laborleiter David Reitemeier
anmerkt. Der Gchörspezialist braucht ei-
ne genaue Vorstellung der Tätigkeit und
des Umfeldes, damit er die richtigen Fil-
ter auswählen kann.
Für manche Spezialgebiete gibt es ein-
fachere Lösungen. So fertigt das Haus der
Hörtechnik den N X-Pro, einen Arbeits-
Gehörschutz, der „etwas mehr wegstecken
kann“ als die Freizeitmodelle und weniger
anfällig ist für Verunreinigungen. Für |ä-
ger gibt es dagegen aufwändige Aktiv-
... während die Innenohr-Abdrücke aushärten.
... und die Abgüsse sind fertig. Danach gehen sie
Dann folgt ein „Plopp".
..
zum Reinigen und Präparieren.
..
passung ist außerdem entscheidend für
den Tragekomfort, da das menschliche In -
nenohr extrem empfindlich auf Fremd-
körper reagiert. Schon kleinere Ungenau-
igkeiten können Schmerzen oder Übelkeit
verursachen - das ist übrigens der Grund,
weshalb viele Menschen nicht mit den
universellen „Stöpseln“ handelsüblicher
In-Ear-Kopfhörer zurechtkommen. Bei
dem ungewohnten, aber nicht wirklich
unangenehmen Abguss-Prozedere muss
man allerdings für einige Minuten die
Zähne zusammenbeißen.
Anschließend wird der Abguss zu einem
Spezialisten wie dem Haus der Hörtech-
nik geschickt, der ihn mit einem Laser
Scanner digitalisiert und letztendlich die
maßgeschneiderten Otoplastiken nebst
passenden Filtern an den Kunden auslie-
fert. Das Ganze dauert etwa eine Woche
und hätte im Fall unserer Muster-Anfer-
tigung (Elacin mit 15 dB-Filter) etwa 140
Euro gekostet. Dieser Preis dient aller
dings nur der groben Orientierung, da wir
direkt beim Hersteller waren und kann na-
türlich schwanken. Angesichts der not-
wendigen Handarbeit ist das aber in kei-
Individualisiert
Egal, ob für den Ge-
brauch in der Freizeit
oder am Arbeitsplatz,
der Weg zum angepass-
ten Gehörschutz führt
immer
zuerst
zum
Akustik-Spezialisten, der
einen Abguss des Innen-
ohrs anfertigen muss.
Ohne den geht nichts,
denn keine zwei Ohren
sind identisch aufge-
baut. Die exakte A n -
David Reitemeier vom Haus der Hörtechnik prüft das Gittermodell auf Feh-
ler und setzt anschließend von Hand Schnittmarken und Schallkanäle
... und wandern in einen Laserscanner, der sie di-
gital erfasst und als 3D-Gittermodell speichert
Schutzmaßnahmen, die den gesamten
Schall durchlassen und durch eine extrem
schnelle Regelelektronik nur Schussge-
räusche oder ähnliche Impulse sowie
Schmettergeräusche ausblenden. Im Be-
darfsfall lassen sich solche Systeme auch
mit Sprecheinrichtun-
gen oder Handy-Head-
sets kombinieren.
42 STEREO 6/2011